Bei Diabetes liegen meist verschiedene Krankheitsbilder gleichzeitig vor (Komorbiditäten). Zudem droht eine erhöhte Belastung durch Organstörungen und -fehlfunktionen (Läsionen).
Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), die zusätzlich an einem Diabetes mellitus erkrankt sind, haben signifikant mehr Komorbiditäten und eine höhere sowie komplexere Last an Läsionen, speziell in den Gefäßsegmenten unterhalb der Knie. Das berichteten Studienautoren bei der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG, Abstract YIA2) in Wiesbaden.
Untersucht wurden 295 pAVK-Patienten, bei denen mehrere digitale Subtraktionsangiographien (DSA) und mindestens 3 Revaskularisationsinterventionen durchgeführt wurden. Bei der DSA besteht im Unterschied zur konventionellen Darstellung von Blutgefäßen die Möglichkeit zur Entfernung störender Bildelemente, was die Genauigkeit des Verfahrens erhöht.
Die DSA-Aufnahmen wurden visuell und semiquantitativ beurteilt. Zu diesem Zweck unterteilten die Forschenden das arterielle System der unteren Extremitäten in 11 Segmente (4 Beckenbodensegmente, 3 femorale Segmente und 4 Schenkelsegmente).
Die Läsionen in jedem dieser Segmente wurden zu Studienbeginn und bei der Nachuntersuchung auf Eigenschaften wie Wandveränderungen, Stenosegrad, Verschluss, Läsionslänge und Kalzifizierungsgrad hin analysiert.
Mehr als 1.200 Angiographien über bis zu 10 Jahre analysiert
Von den 295 pAVK-Patienten, die zu Studienbeginn im Schnitt 69 Jahre alt waren, war ein Viertel Frauen. Im Verlauf von bis zu 10 Jahren wurden 1229 DSAs durchgeführt. Insgesamt 124 Patienten (42%) hatten einen Diabetes mellitus und 171 (58%) hatten keine Diabeteserkrankung.
Die Forschenden berichteten, dass die pAVK-Patienten mit Diabetes eine höhere Rate an Komorbiditäten aufgewiesen hätten, darunter koronare Herzkrankheit (60,5 % vs. 45,6 %), Stenose der Karotiden (35,5 % vs. 30,4 %), Herzinsuffizienz (12,1 % vs. 4,7 %) und Niereninsuffizienz (34,7 % vs. 19,9 %). Auch der Anteil mit einer kritischen Extremitätenischämie war bei den an Diabetes erkrankten pAVK-Patienten höher (29,3 % vs. 14,3 %).
Unterschiede vor allem unterhalb der Knie
In den Becken- und Oberschenkelarterien unterschied sich die Verteilung der Läsionen nicht signifikant zwischen pAVK-Patienten mit und ohne Diabetes mellitus. Aber in den poplitealen und infrapoplitealen Bereichen waren die Gefäßsegmente bei den Diabetespatienten stärker betroffen als bei denjenigen ohne Diabeteserkrankung.
Die pAVK-Patienten mit Diabetes wiesen außerdem 25 % mehr Verschlüsse auf und 80 % mehr Stenosen als die Nicht-Diabetiker.
Die Studienautoren schlussfolgerten: „Morphometrische Analysen, speziell in der Langzeitnachverfolgung, sind entscheidend, um den natürlichen Verlauf der Erkrankung besser zu verstehen und Risikofaktoren sowie Prädiktoren für das Fortschreiten zu identifizieren.“
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