Boston – Eine Vorliebe für salziges Essen erhöht langfristig das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auf einen vorzeitigen Tod. Eine Analyse der UK Biobank zeigt, dass der regelmäßige Griff zum Salzstreuer das Risiko weiter erhöht. Die Ergebnisse wurden im European Heart Journal (2022; 10.1093/eurheartj/ehac208) und im Journal of the American College of Cardiology (2022; 80: 2157–2167) veröffentlicht.
Obwohl seit langem bekannt ist, dass ein hoher Salzkonsum die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert, und obwohl Salz (dank der Kühlschränke) nicht mehr zwingend zur Konservierung von Nahrungsmitteln benötigt wird, verzehren die meisten Menschen zu viel Natriumchlorid.
In den hochentwickelten Ländern tun sie dies zu etwa 80 % über industrielle Nahrungsmittel, Mahlzeiten in Restaurants und über Fast Food. Da der Geschmack auf salzige Speisen geprägt ist, greifen viele Menschen auch bei herkömmlichen Mahlzeiten gerne zum Salzstreuer.
Von den 501.379 Teilnehmern der UK Biobank, die 2006 bis 2010 unter anderem zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt wurden, hatten 28 % angegeben, dass sie gelegentlich die Speisen nachsalzen, 12 % taten dies regelmäßig und 5 % immer.
Ein Team um Lu Qi hat die Angaben mit den Todesfällen in den folgenden 9 Jahren in Beziehung gesetzt. Für ein regelmäßiges Nachsalzen ermittelt er eine Hazard-Ratio (HR) von 1,07 und für die ständigen Nachsalzer eine HR von 1,28. Das Sterberisiko war in diesen beiden Gruppen um 7 und 28 % erhöht.
Nach einer weiteren Berechnung von Qi könnte das Nachsalzen die Lebenserwartung von Frauen im Alter von 50 Jahren um 1,50 Jahre verkürzten. Männer verloren sogar durchschnittlich 2,28 Lebensjahre (1,66-2,90).
In einer weiteren Analyse hat Qi die Auswirkungen auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den 176.570 Personen untersucht, die bei der Befragung im Alter von durchschnittlich 56,5 Jahren noch gesund waren. In den folgenden median 11,8 Jahren haben dann 9.963 ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten.
Die Auswertung bezieht sich dieses Mal auf die Personen, die ständig nachsalzen. Die regelmäßigen Nachsalzer waren zu 19 % seltener erkrankt (HR 0,81). Bei den gelegentlichen Nachsalzern war das Risiko um 21 % (HR 0,79) und bei den Personen, die niemals nachsalzen um 27 % (HR 0,77) vermindert.
Unter den einzelnen Krankheiten scheint der Verzicht auf das Nachsalzen vor allem vor einer Herzinsuffizienz zu schützen. Regelmäßige Nachsalzer erkrankten zu 30 % seltener (HR 0,70) als ständige Nachsalzer. Bei gelegentlichen Nachsalzern war das Risiko um 35 % niedriger (HR 0,65) und bei niemals Nachsalzern um 37 % niedriger (HR 0,63). Auf die ischämischen Herzkrankheiten hatte der Verzicht auf das Nachsalzen einen geringeren Einfluss und beim Schlaganfall waren die Assoziationen nicht signifikant.
Auch Menschen, die auf eine salzarme Ernährung achten, sollten auf das Nachsalzen verzichten. Personen, die sich an die Vorgaben der DASH-Diät hielten, dafür aber nachsalzen, können den Vorteil durch die Diät verlieren. Die DASH-Diät wurde entwickelt, um Bluthochdruck vorzubeugen. Sie schränkt den Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch ein und legt den Fokus auf Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte.
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