Eine salzarme Diät kann bei Menschen im mittleren Lebensalter den Blutdruck senken. Die Wirkung trat in einer experimentellen Studie innerhalb einer Woche auf. Sie war unabhängig davon, ob die Teilnehmenden eine Hypertonie oder einen normalen Blutdruck hatten und ob sie Blutdrucksenker einnahmen oder nicht.
Die Ergebnisse wurden im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2023; DOI: 10.1001/jama.2023.2365) publiziert.
Der zu hohe Salzkonsum gehört zu den wichtigsten Ursachen für eine Hypertonie, wobei das Natrium im Kochsalz der entscheidende Faktor ist. Einer Erhebung des «Institute for Health Metrics and Evaluation» in den USA schätzt, dass weltweit jedes Jahr 1,89 Millionen Menschen an den Folgen eines zu hohen Salzkonsums sterben. Eine natriumarme Diät könnte wahrscheinlich viele Todesfälle vermeiden.
Eine experimentelle Studie von Wissenschaftlern des Vanderbilt University Medical Center in Nashville/Tennessee zeigt jetzt, dass die Wirkung der salzarmen Diät bereits nach wenigen Tagen einsetzt. An der Studie nahmen 213 Personen teil, von denen die Hälfte eine Hypertonie hatte, die die meisten mit einem oder mehreren Medikamenten behandelten.
Mit Erfolg, denn der mittlere Blutdruck war zu Beginn der Studie nicht erhöht. Die meisten Teilnehmer hatten einen zu hohen Salzkonsum von 4,45 Gramm Natrium pro Tag. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt weniger als zwei Gramm Natrium pro Tag (was etwa fünf Gramm Salz entspricht).
Während einer Woche erhielten die Teilnehmer täglich zwei kleine Tütchen mit jeweils 1.100 mg Natrium, die sie ihrer normalen Nahrung zufügen sollten. In der anderen Woche erhielten sie die Nahrung aus einer Spezialküche.
Sie enthielt nur 500 mg Natrium und war stattdessen mit 4.500 mg Kalium gesalzen. Die Auswirkungen zeigten sich im Urin. Die tägliche Ausscheidung von Natrium fiel in der Natrium-armen Woche auf median 1,27 Gramm und stieg in der natriumreichen Woche auf median 5,00 Gramm an.
Der Effekt auf den Blutdruck war sofort zu beobachten: Der systolische Blutdruckwert war in der Woche mit natriumreicher Nahrung um 8 mm Hg höher als in der Woche, in der Kaliumsalze verwendet wurden. Beim diastolischen Blutdruck betrug der Unterschied 3 mm Hg.
Ein Anstieg des systolischen Blutdrucks durch die natriumreiche Kost war bei 73,4 % der Teilnehmer nachweisbar, bei 46 % betrug der Anstieg mehr als 5 mm Hg, was die gängige Definition für eine Salzsensitivität ist. Es gab allerdings auch einige wenige Teilnehmer, bei denen die hohe Salzzufuhr den Blutdruck senkte, was die Autoren als „inverse“ Salzsensitivität bezeichnen.
Eine neue Erkenntnis aus der Studie ist, dass sich die Salzsensitivität auch bei normalen Blutdruckwerten bemerkbar machte und unabhängig davon war, ob die Teilnehmer blutdrucksende Medikamente einnahmen oder nicht.
Die durchschnittliche Senkung des systolischen Blutdrucks entspräche in etwa der Wirkung, die durch ein Thiazide-Diuretikum erreicht wird. Die meisten Hypertoniker könnten deshalb durch eine salzarme Diät ihren Blutdruck senken und möglicherweise sogar einen Blutdrucksenker einsparen.
Ein Verzicht auf das Salzen wäre nicht notwendig. Kaliumsalz zum Würzen ist als Lebensmittel erhältlich. Allerdings müssten die Verbraucher dann ihre Speisen selbst herstellen und konsequent auf Fertignahrungsmittel verzichten.
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