Eine Thrombose, ein Blutgerinnsel in einer Vene, kann jeden ereilen, ob jung oder alt. Sie ist tückisch, da ihre Anzeichen nicht immer eindeutig zu erkennen sind. Und sie kann lebensgefährlich werden, wenn es als Folge zu einer Lungenembolie, einem Blutgerinnsel in der Lunge, kommen sollte. Thrombosen kommen am häufigsten in den Bein- und Beckenvenen vor, aber auch in den Arm-, den Bauch- und Kopfvenen, allerdings viel seltener.
Schon vor ca. 150 Jahren erkannte und beschrieb Prof. Rudolf Virchow die 3 Ursachen der Thromboseentstehung, die bis heute Gültigkeit haben.
So entstehen Thrombosen
Erstens entstehen Thrombose dort, wo die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes verlangsamt wird. Venen sind als Blutgefäße mit einer weichen, dehnbaren Gefäßwand prädestiniert, sich auf Druck zu erweitern, sodass die Blutströmung in Richtung Herz stark verlangsamt wird oder zum Stillstand kommt. Das passiert bei längerem Liegen, Sitzen, starker Fettleibigkeit oder dem Stilllegen eines Beingelenkes z.B. durch einen Gips. Im letzteren Fall fällt die wichtige Sprunggelenkspumpe aus.
Wenn, zweitens, noch Faktoren hinzukommen, die auf die Fließeigenschaften des Blutes Einfluss nehmen, steigt das Risiko, eine Thrombose unter den bereits beschriebenen Situationen zu bekommen, weiter an. Hierzu gehören Medikamente wie Chemotherapeutika, weibliche Hormone, Cortison, aber auch angeborene Gerinnungsstörungen, die das Blut schneller gerinnen lassen.
Drittens gerinnt das Blut schneller, wenn die Innenschicht der Venen geschädigt ist. Der größte Risikofaktor ist eine alte Thrombose, die die Innenschicht zerstört hat. Aber auch Krankheiten, die Entzündungsstoffe freisetzen, die die Innenschicht angreifen, können Thrombose verursachen oder begünstigen. Dazu gehören das chronische Rheuma mit einem akuten Schub, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und viele Krebserkrankungen.
Wie Sie eine Thrombose erkennen und was Sie bei Symptomen umgehend tun sollten
Was könnte auf eine Thrombose hinweisen? Da eine Thrombose verhindert, dass das Blut aus einer Vene abfließen kann, wäre ein klassisches Zeichen eine Umfangsvermehrung der Wade oder eines Beines, die sich auch im Liegen nicht zurückbildet, ein Spannungsschmerz in der Wade, der auch bei Entlastung nicht vergeht, eine Überwärmung und Verfärbung eines Unterschenkels oder des ganzen Beines oder das einseitige Anschwellen der Knöchelregion. Die Beschwerden können sich langsam über mehrere Tage entwickeln oder sehr kurzfristig auftreten.
Bei entsprechenden Symptomen sollte z.B. der Hausarzt*in aufgesucht werden, der bei Kenntnis des Patienten oder der Patientin, die Symptome zügig einordnen kann, um dann eine nähere Abklärung einzuleiten.
Die Standartuntersuchung ist heutzutage eine sogenannte schmerzfreie Kompressionsultraschalluntersuchung oder Farbduplexsonographie. Mit beiden Verfahren kann eine Thrombose sicher diagnostiziert werden. Sollten zusätzlich Luftnot oder Herzbeschwerden vorliegen, müssen weitere Verfahren zum Ausschluss einer Lungenembolie eingeleitet werden.
Sollte sich der Verdacht auf eine Thrombose bestätigt haben, wird in der Regel umgehend eine medikamentöse Behandlung eingeleitet. Hier soll ein weiteres Wachstum des Gerinnsels verhindert und seine Auflösung beschleunigt werden. Zur Verfügung stehen mehrere Medikamentengruppen, aber für den Behandlungsbeginn haben sich aktuell an erster Stell Blutverdünnungsmittel in Tablettenform etabliert, die sogenannten DOAK´s (direkte orale Antikoagulantien) und an zweiter Stelle die niedermolekularen Heparine, die unter die Haut gespritzt werden und immer dann eingesetzt werden müssen, wenn die Tabletten nicht zugelassen sind wie bei einer Thrombose in der Schwangerschaft.
Behandlung einer Thrombose
Die Art und Weise des Behandlungsbeginns mit einem DOAK hängt von der Wahl des Medikamentes ab. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Thrombose, der Ursache und dem Grad der Rückbildung des Thrombus, der den Blutrückfluss herzwärts behindert hat. So kann eine Behandlung schon nach 3 Monaten beendet werden. Es gibt aber auch Thrombosen, die entweder sehr ausgedehnt waren, sich nicht zügig zurückgebildet haben oder schwerwiegende Ursachen aufweisen, die länger als ein Jahr und manchmal lebenslang behandelt werden müssen.
Begleitend zur blutverdünnenden Behandlung wird immer eine Kompressionstherapie durchgeführt. Wichtig ist, dass das geschwollene Bein zunächst durch einen Kompressionsverband entstaut wird. Dann kann individuell, vom Kniestrumpf bis zur Strumpfhose, die Kompressionsbestrumpfung angepasst werden.
Ziel jeder Behandlung ist die Vermeidung des sogenannten „Postthrombotischen Syndroms“. Darunter versteht man die fehlende Auflösung eines Gerinnsels mit einer bleibenden Störung des Blutrückflusses in Richtung Herz. Dies kann zu einer Dauerschwellung des betroffenen Beines führen, was wiederum eine Kompressionsbehandlung auf Dauer nach sich ziehen würde. Die Dauerschwellung führt zu Hautveränderungen, oft mit starkem Juckreiz und Nässen bis zur Entstehung eines Geschwürs (Ulcus cruris). Hier gestaltet sich die weitere Behandlung dann sehr zeitintensiv und oft langwierig.
Die beste Vorsorge gegen Thrombose
Was kann man nun sinnvollerweise tun, um keine Thrombose zu bekommen? Menschen mit Krampfadern sollten sich ärztlich vorstellen und ausgeprägte Krampfadern entfernen lassen, was heutzutage ambulant mit relativ geringem Aufwand und nur kurzer Krankschreibung möglich ist. In Risikosituationen wie bei langer Bettlägerigkeit, nach Operationen und nach bereits bekannten Thrombosen wird heutzutage eine medikamentöse Thrombosevorsorge durchgeführt. Auf Reisen (Flug, Bus, Auto) bei Einnahme der Pille, bei bestimmten Grunderkrankungen, Schwangerschaft und erheblichem Übergesicht empfiehlt sich immer das Tragen von Unterschenkelkompressionsstrümpfen zumindest der Kompressionsklasse 1. Ferner ist Bewegung in allen möglichen Formen die beste Vorsorge. Ein noch genialer, weil so einfacher Tipp für alle, die viel Sitzen: wippen sie mit den Füßen auf und ab. Die Betätigung unserer Sprunggelenkspumpe ist die wichtigste und zugleich einfachste Fitnessübung!
10. Welt-Thrombose-Tag
Allein in Deutschland sterben über 40.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen einer Lungenembolie – das sind mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Aids, Prostata- und Brustkrebs zusammen. Weltweit steht jeder vierte Todesfall in Zusammenhang mit einer Thrombose. Anlässlich des 10. Welt-Thrombose-Tages führte das Aktionsbündnis Thrombose am 13. Oktober 2023 eine Aufklärungsaktion im Berliner Shopping-Center Alexa durch. Attraktion und Aufklärungshilfe war ein überdimensioniertes Organmodell einer Vene.
Mehrere Hundert ALEXA-Besucher nutzten die Möglichkeit, mit den ausgewiesenen Experten und Expertinnen des Aktionsbündnisses ins Gespräch zu kommen. Viele Fragen drehten sich dabei um Themenfelder wie Einnahme der Antibaby-Pille und Thrombosegefahr oder auch erste Anzeichen einer Thrombose. „Es ist erstaunlich, wie gut informiert ein Teil der Besucher und Besucherinnen seine Fragen stellt“, sagte Prof. Dr. Rupert Bauersachs, wissenschaftlicher Leiter des Aktionsbündnisses Thrombose. „Denjenigen, die noch nicht so viel über die Erkrankung wussten, konnten wir mit überlebenswichtigen Informationen über die Entstehung einer Thrombose sowie mit Informationen über eine potenziell tödliche Lungenembolie weiterhelfen.“
Ziel des Welt-Thrombose-Tages
Der Welt-Thrombose-Tag unterstützt das globale Ziel der Weltgesundheitsversammlung, vorzeitige Todesfälle durch nicht übertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 % zu reduzieren. Der WTT wurde 2014 von der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) als Reaktion auf die Forderungen von Mitgliedern nach einem weltweiten Aktionstag initiiert.
Das Aktionsbündnis Thrombose wurde 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Angiologie e.V. (DGA) ins Leben gerufen. Dem Bündnis gehören heute führende Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie, die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung, die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin sowie die Deutsche Gefäßliga an. Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Partnern aus der Industrie für mehr Aufklärung über Thrombose und Lungenembolie.
Steuergruppe des Aktionsbündnisses Thrombose: Prof. J. Thaler, Prof. R. Bauersachs, Dr. L. Schimmelpfennig, Dr. J. Schimmelpfennig, PD. Dr. T. Noppeney, PD Dr. C. Kalka (v. l. n. r.).