Rund 5 Millionen Menschen leiden hierzulande unter einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, kurz pAVK, die in der Laiensprache auch als „Schaufenster-Krankheit“ bezeichnet wird. Zu den typischen Symptomen zählen eine Einschränkung der Gehfähigkeit mit Schmerzen in den Beinen. Hauptsächlicher Verursacher ist eine Durchblutungsstörung, bei der die Muskeln aufgrund einer Verengung der Blutgefäße nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff erhalten. Wird die Durchblutungsstörung ausgeprägter oder verschließt eine Arterie vollständig, können die Schmerzen sogar in Ruhe auftreten und Wunden schlecht heilen.
Eine Behandlung der pAVK erfolgt immer mehrgleisig: zunächst werden die Risikofaktoren behandelt, dazu gehören insbesondere das Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck oder eine Fettstoff wechselstörung. Gleichzeitig gehörten mehr körperliche Bewegung und eine Verbesserung des Ernährungsstils dazu. Erst bei fortbestehender Minderung der Lebensqualität wird zu sog. invasiven Maßnahmen gegriff en, die darauf abzielen, die Durchblutung des betroff enen Beines zu verbessern, wie zum Beispiel ein Kathetereingriff . Bei diesem Verfahren nutzte man über mehr als ein Jahrzehnt die sehr positiven Ergebnisse, die mit einer Medikamentenbeschichtung mit dem Wirkstoff Paclitaxel der gefäßaufweitenden Ballonsysteme erzielt wurden. Mit ihnen sah man deutlich weniger Wiederverengungen der behandelten Blutgefäße, die Patienten mussten viel weniger häufig auf den Kathetertisch.
Eine im Dezember 2018 veröff entlichte Meta-Analyse zur Verlaufsbeobachtung nach Verwendung der beschichteten Ballons sorgte aber für Beunruhigung und große Diskussion unter Spezialisten. Die Wirkung der beschichteten Systeme sei laut Studie zwar auch nach mehreren Jahren besser als die der unbeschichteten, allerdings starben Patienten, die mit Paclitaxel behandelt worden waren eher, als die Vergleichsgruppe. Die Konsequenzen: eine „kritische Indikationsstellung“ der Th erapie sowie eine erweiterte Aufk lärungspflicht der Patienten, was dazu führte, dass viele Ärzte gänzlich auf die beschichteten Ballonsysteme verzichteten.
Nun aber geben Forscher aus Münster Entwarnung: in einer neuen Studie konnte die erhöhte Mortalitätsrate widerlegt und keine erhöhte Langzeit-Sterblichkeit über einen Zeitraum von durchschnittlich 7,6 Jahren festgestellt werden. Dieses Ergebnis könnte zu einer Rehabilitierung der erfolgreichen Therapie mit beschichteten Kathetern beitragen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt aber weiterhin, jeden einzelnen Patienten mit pAVK, der für einen Kathetereingriff vorgesehen ist, sehr genau und individuell zu beraten sowie den Nutzen und die Risiken gut abzuwägen.