Europäisches Konsensuspapier betont: lp(a)-Bestimmung auch schon in jungen Jahren
Die Bedeutung der Bestimmung des Lp(a) wurde im kürzlich erschienenen europäischen Konsensuspapier auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Langzeitdaten eindrucksvoll unterstrichen. Das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse steigt bei erhöhtem lp(a) mit dem Lebensalter. In Bezug auf die Manifestation der Atherosklerose bei erhöhtem lp(a) ist zwar der Herzinfarkt besonders herauszustellen, aber auch das Risiko für Aortenklappenstenosen, Herzinsuffizienz und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) mit hoher Amputationsrate ist dramatisch erhöht.
Man weiß, dass verschiedene genetische Varianten mit einem besonders hohen Risiko verbunden sind. Aus all diesen Gründen wird im Konsensuspapier empfohlen, bei jedem Erwachsenen das lp(a) einmal im Leben zu bestimmen. Bei jüngeren Menschen sollte es dann bestimmt werden, wenn in der Familie ein hohes Risiko für eine Manifestation der Atherosklerose im jungen Alter vorliegt.
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Nun dient diese Bestimmung nicht der Verunsicherung der Menschen, denn durch eine lebensstilmodifizierte Einstellung der anderen klassischen Risikofaktoren inkl. einer Senkung des LDL kann das kardiovaskuläre Risiko reduziert werden. Dabei ist es wichtig, dies bereits bei bekannt hohem lp(a) im jungen Alter zu beginnen. Damit kann das alleinige Risiko durch lp(a) abgemildert werden. Eine Lipidapherese sollte dann in Erwägung gezogen werden, wenn trotz optimalen Risikofaktorenmanagements die Atherosklerose progredient verläuft. Medikamente, die spezifisch das lp(a) senken wie Pelacarsen oder Olpasiran befinden sich in Phase-II- und III-Studien neben den bereits bekannten Effekten auf das lp(a) unter der Therapie mit PCSK 9 Inhibitoren.
Somit geben wir den Patienten mit erhöhtem lp(a) die Chance, bis zu einem gewissen Anteil den Verlauf des kardiovaskulären Risikos im Laufe des Lebens mitzubeeinflussen. Wie wichtig, aber auch schwierig dieser Aspekt ist, kennen wir in Bezug auf die aktuelle Behandlungsrealität von Patienten mit manifester Atherosklerose ohne bekannte lp(a)-Erhöhung. Obwohl die Verordnungsrate von Statinen in den letzten Jahren gestiegen ist, werden die wissenschaftlich begründeten Zielwerte der Fachgesellschaften jedoch häufig nicht erreicht. Besonders bei Patienten mit alleiniger pAVK und hohem kardiovaskulärem Risiko ist dies festzustellen. Neben den ärztlichen Faktoren wie fehlender Dosissteigerung, zu seltenem Einsatz von Kombinationspräparaten und Verträglichkeitsproblemen spielt aber die Compliance zu dieser Problematik eine große Rolle. Daher erscheint es besonders wichtig, die betroffenen Patienten zu motivieren, die Verantwortung für das Management der Risikofaktoren mitzuübernehmen. Die sehr gute Möglichkeit, dieses Wissen zu festigen und die Compliance zu erhöhen, bietet neben dem klassischen Arzt-Patienten-Gespräch die Rehabilitation, deren Ziel es ist, den Patienten zum Experten der eigenen chronischen Erkrankung zu qualifizieren.
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. hat zu diesem Thema umfangreiche Informationen zusammengestellt. Sie finden diese unter folgendem Link:
» Zum Patientenratgeber der DGFF
Quelle: LipidHilfe-Lpa